#Kraft(W)Ort Nr. 52

Freundlichkeit beginnt mit dem Verständnis, dass wir alle kämpfen.

Charles F. Glassman

Ist Dir schon mal aufgefallen, dass es Menschen gibt, die nur einen Gesichtsausdruck haben, und der ist angepisst?
Du kannst machen, was du willst, aber Du schaffst es nicht, diesem Gesicht ein Lächeln zu entlocken oder irgendeine andere Reaktion. Die einzige Bewegung im Gesicht ist nur ein minimales noch festeres Zusammenpressen der Lippen. Ausdruck der Augen: leer bis stierend.

Wir waren kürzlich in einem Restaurant mit Freunden verabredet. Alles war soweit fein, bis auf eine Bedienung. Es war wohl die Tochter der Inhaberin und das gab ihr anscheinend das Recht, ihr übel gelauntes Gesicht aufzuziehen und die Welt wissen zu lassen, dass sie in übler Stimmung war. Sie war nicht nur zu den Gästen patzig und kurz, sondern auch zu ihrer Kollegin, einer sehr netten Dame, ungefähr Mitte 50.
Diese bemühte sich wirklich sehr freundlich, eine angenehme Atmosphäre zwischen den beiden zu schaffen. Aber nichts half.

Und diese nette Dame, bzw. Ihre Situation, beschäftigte mich im Laufe des Abends. Ich fragte mich die ganze Zeit, wie das wohl sein mag, wenn man erst gegen 23 Uhr nachhause kommt. Wie man danach abschaltet, vor allen Dingen, nach einem so unerfreulichen Arbeitsabend.
Freunde und Familie schlafen schon und man kann sich nicht austauschen; man kann die negativen Emotionen und Erfahrungen mit niemandem kommunizieren.

Alle anderen Menschen, die 9-to-5 arbeiten, die haben ja noch die Chance spazieren zu gehen, Freunde zu treffen, sich im Fitnessstudios abzureagieren. Aber diejenigen, die bis spät in die Nacht arbeiten?

Was sollen sie tun, um wieder zu sich, sprich in ihre Mitte zu finden?

Hier ein paar kleine, bescheidene Empfehlungen an die nette Bedienung und ihre Leidensgenossen:

– auf dem Nachhauseweg seine Lieblingsmusik hören
– in der Straßenbahn sein Lieblingsbuch lesen
– in der Küche noch ein bisschen tanzen, wenn möglich
– Lieblingsfilm anschauen
– bewusst atmen usw.

Also alles, was einen für den Moment aus der aktuellen realen Welt entführt bzw. ablenkt.

Natürlich ist niemand von uns Buddha und sagt, das macht mir gar nichts aus.
Sogar mir als Gast hat es etwas ausgemacht, man konnte ja auch förmlich die Luft schneiden und auch ich habe diese negative Energie gespürt.

Wichtig ist nur festzustellen, dass heute eine sehr schlechte Stimmung war, jedoch im Geiste nicht weiter auf die einzelnen bösartigen Szenen eingehen.

Besser wäre es, sich darauf konzentrieren, was gut gelaufen ist, also die schönen Erfahrungen mit den Gästen, das hohe Trinkgeld, usw.
Sich freuen, dass der Abend vorbei ist und morgen ein neuer Tag beginnt.
Den alten kann man sowieso nicht mehr verändern.

Der jungen Dame mit dem „nur-ein-Gesicht“ gebe ich stellvertretend für alle anderen Miesepeter auf diesem Wege nur einen Satz mit: Freundlichkeit ist mehr wert als sie kostet.

An alle anderen richte ich eine Bitte: Bitte seid freundlich zu den Bedienungen, es sind die Menschen, die überhaupt noch um diese Uhrzeit arbeiten gehen. Wir sollten dankbar sein, dass sie da sind und bei der Arbeit sogar ein Lächeln für uns übrig haben.

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Wenn Du Unterstützung dabei brauchst oder in einem Coaching näher auf Deine Themen eingehen möchtest, freue ich mich über eine Nachricht von Dir.