Kennst du deine Grenzen?
Vermutlich ja. Zumindest kennst Du auf Anhieb Deine körperlichen Grenzen.
„Ich kann eine Wanderung von maximal 20 Kilometer am Tag bewältigen.“ oder
„Ich kann nur 5 Stockwerke hoch laufen, dann gerate ich außer Puste.“ oder
„Ich kann nicht mehr als 3 Teller Nudeln essen.“
Das ist nicht so schwer, denke ich. Körperlich spüren wir recht schnell, wenn wir an unsere Grenzen geraten.
Seelisch und mental sieht es da bei vielen Menschen schon anders aus.
Wenn wir auf Dauer zu viel Stress und Kummer bewältigen müssen, erkennen wir relativ spät: „Jetzt komme ich aber langsam an meine Grenzen.“
Doch wenn wir diesen Satz sagen, sind wir schon meist ziemlich drüber, also über der Belastungsgrenze.
Da ist schon ein Punkt kurz vor dem Burnout erreicht.
Dann haben wir schon mindesten 10 mal zu oft „Ja!“ zu den endlosen Überstunden gesagt.
Wir sind mindestens 20 mal zu oft gesprungen, wenn uns jemand um Hilfe gebeten hat (in der Regel sind es immer die gleichen Menschen, die sofortige Hilfe erwarten )
Und wir haben mehr als 30 mal zu oft gesagt: „Ich erledige das noch ganz schnell für dich.“
Grundsätzlich ist gegen Hilfsbereitschaft und Unterstützung anderer Menschen nichts zu sagen, ganz im Gegenteil, es ist eine schöne und menschliche Geste.
Wenn diese Unterstützung jedoch immer mehr zu einem „Ja!“ zu anderen, aber zu einem „Nein!“ zu Dir selbst wird, ist die Grenze der Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe längst überschritten.
Achte bitte darauf, dass, wenn du „Ja!“ zu anderen sagst, nicht „Nein!“ zu dir selbst sagst.
Soweit so gut. Woran erkennt man aber nun, wann diese mentale oder psychische Grenze immer spürbarer wird oder schon längst erreicht ist?
Du fühlst es deutlich daran, dass Du Dich immer wieder überwinden musst, etwas für jemand anderen zu tun, obwohl Du keine Lust hast und es eigentlich auch nicht tun musst.
Wenn Du jemand anderem mehr Wichtigkeit zugestehst, als Dir selbst.
Wenn Du unermüdlich Unterstützung leistest aber kaum etwas zurück kommt – weder Dank noch Anerkennung.
Wenn Du all’ diese Dinge tust, nur um gemocht zu werden oder gut da zu stehen; also wegen „den anderen“.
Überlege Dir gut, ob Du wegen „den anderen“ Deine Gesundheit aufs Spiel setzen möchtest, seelisch und körperlich. Denn eins steht fest, Dein Körper wird dir diesen „Gefälligkeits-Marathon“ ganz sicher irgendwann zurückmelden.
Denke bitte mal darüber nach, ob es wirklich nötig ist, sich für „die anderen“ alle Beine auszureißen.
Vielleicht fühlst du mal gelegentlich in Dich hinein und stellst fest, dass Du schon seit langem nicht mehr FÜR DICH! sondern hauptsächlich FÜR DIE ANDEREN! entschieden hast.
Hier kannst Du ansetzen. Am besten jetzt gleich. Überlege Dir bitte für heute eine Sache, bei der Du Dich gegen jemand anders, aber für Dich entscheidest.
Vielleicht: „Ich werde heute nicht zur Oma fahren und ihre Fenster putzen, sondern ein schönes Bad nehmen und ein Buch lesen.“
(Die Fenster können warten, auf einen anderen Tag oder auf einen Fensterputzer )
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Melde dich gerne, wenn Du Schwierigkeiten damit hast, Dich an oberste Stelle zu setzen.
Wenn Du Dich immer wieder dazu überreden lässt, doch noch schnell dies und jenes zu erledigen.
Wenn ganz klar Deine Grenzen überschritten werden.
Achte auf Dich, Deine Bedürfnisse und vor allen Dingen auf Deine Grenzen.
Und achte darauf, dass, wenn du „ja“ zu anderen sagst, nicht „nein“ zu dir selbst sagst.“
Brigitte CiraudoPsychologische Beratung & Personal Coaching