Seelenfrage Nr. 11

Wie groß kann ein Ego werden?

Oh, ein Ego kann sehr, sehr groß werden.

Nein, ein Ego ist weder ein Tier noch ein Baum, aber es kann trotzdem sehr groß werden.

Hier eine kurze Erklärung, was Ego überhaupt ist. Das Ego ist das Selbstbild bzw. die Vorstellung, die ein Mensch von sich hat, also was er denkt, wer er ist. Es ist das, was er sieht, wenn er in den Spiegel sieht, der Blick nach Außen.

Das Ego entwickelt sich erst ab einem Alter von ca 3 Jahren aufgrund von Lebenserfahrung und sozialem Umfeld. Vorher ist lediglich das Selbst vorhanden, unser wahrer Wesenskern, es ist der Zustand, in dem wir immer waren und immer bleiben werden.

Man kann sich das wie bei einem Pfirsich vorstellen, der im Inneren einen Kern hat. Der Kern ist das Selbst und das Ego ist das Fruchtfleisch, das sich um den Kern herum bildet.

Das Selbst ist der Kern der Persönlichkeit, der Authentizität, der Wahrhaftigkeit. Es ist der Blick nach Innen.

Das Ego entwickelt sich, wenn ein Mensch den Blick nach Außen in die Welt richtet und bemüht ist, herauszufinden, wie er da steht bzw. auf andere wirkt. Ein gesundes Ego ist auch wichtig, um in der Welt zurecht zu kommen.

Wenn alles im Einklang ist, entwickelt sich sowohl der Kern (Selbst) als auch das Fruchtfleisch (Ego) in gesundem Maße. Ein schöner, gesunder Pfirsich 😉

Nun gibt es leider viele Menschen, die entweder ein übersteigertes Ego haben und andere wiederum ein viel zu geringes.

Ein Mensch mit einem übersteigerten Ego definiert sich ausschließlich über Äußerlichkeiten. Es ist ihm wichtig, was (er glaubt, dass) sein Umfeld über ihn denkt oder (die Illusion darüber), wie er gesehen wird.
Er ist z.B. der Manager mit dem berühmten „mein Haus, mein Boot, mein Pferd-Gehabe“.
Er glaubt nur über seinen finanziellen Erfolg und seine teuren Anschaffungen anerkannt und bewundert zu werden. Doch sein Kern, sein Selbst, hat in der Regel meistens nur die Größe eines Sonnenblumenkerns.

Wenn ein Kollege dann noch erfolgreicher wird, kommen Neid, Gier und Eifersucht hinzu. Und dann ist die boshafte und rücksichtslose Schädigung anderer – „den räume ich aus dem Weg!“ – nicht mehr weit.

Man erkennt einen Egoisten auch daran, dass fast jeder Satz mit dem Wort „Ich“ beginnt. Ich, ich, ich, ich …Niemals oder sehr selten wird man von ihm das Wörtchen „Wir“ hören.
Dinge wie Gemeinsamkeit, Verbundenheit und Mitgefühl für andere werden vernachlässigt und niedergetrampelt, zu Gunsten der Ich-bezogenen Begierden, wie Geld und Macht.

Ja, ein Ego kann sehr, sehr groß werden.

Doch möchte ich hier auch die Menschen ansprechen, die ein geringes Ego haben und trotzdem ein starkes Selbst-Wert-Gefühl. Ihr (gesundes) Ego darf noch ein bisschen wachsen.

Wenn Du Dir über Deinen wahrhaftigen Wesenskern, Dein wahres Selbst bewusst bist, dann zeige Dich.
Du bist wertvoller und stärker als Du glaubst und kannst für andere ein Vorbild sein.

Es gibt stille und schöne Menschen, die schon so viel Gutes für andere Menschen und die Welt getan haben.

Hatte Gandhi ein großes Ego? Nein, Gandhi hat das, was er getan hat nicht für sich, sonder für sein Volk getan, für die Gemeinschaft. Er hatte einen unerschütterlichen Willen und die Entschlossenheit, sich gegen Unterdrückung zu wehren, und wenn er es nur still und leise am Spinnrad getan hat.

Es gab und gibt natürlich noch sehr viele mehr stille Kämpfer, die die Welt weit mehr zu einem besseren Ort gemacht haben, als die lauten Ego-Brüller.

Letztendlich geht es darum, eine gesunde Einheit aus beidem, dem Ego und dem Selbst zu bilden. Ein rechtes Maß zu finden, ein starkes Selbst und gesundes Ego zu entwickeln.

Und nun schließe ich mit einem Zitat von Sokrates:

Ein guter Mensch zeichnet sich dadurch aus,
dass er zu sich selber und zu anderen gut ist.

***

In diesem Sinne, worin Du auch immer Unterstützung brauchst, ob Du Dein Selbst stärken oder Dein Ego in ein gesundes Gleichgewicht bringen willst, sende mir gerne eine Nachricht und wir vereinbaren einen Termin:
Per e-mail an: brigitte@ciraudo.de
Beratungsgespräche (persönlich oder virtuell)