#KaffeeSatz Nr. 129

Ändere die Art, wie du die Dinge siehst
und dann sieh’ wie du dich veränderst.

– aus dem Zen –

Im Englischen klingt dieser Spruch aus dem Zen (wie so oft 😁) etwas gefälliger:
„Change how you see and see how you change.“

Aber kann man wirklich nur durch eine geänderte Sichtweise Probleme, Situationen oder sogar sich selbst ändern?
Dazu möchte ich heute eine meiner Lieblingsgeschichten teilen, die die Vorteile einer anderen Sichtweise sehr schön verdeutlicht.

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„In einem Dorf in China lebte ein Bauer, der hatte ein Pferd. Und weil er der einzige Bauer im Dorf war, der ein Pferd hatte, sagten die Leute im Dorf: „Oh, so ein schönes Pferd, hat der ein Glück!“
Und der Bauer antwortete: „Wer weiß?!“

Eines Tages brach das Pferd des Bauern aus seiner Koppel aus und lief weg. Der Bauer sah es noch davon galoppieren, aber er konnte es nicht mehr einfangen. Am Abend standen die Leute des Dorfes am Zaun der leeren Koppel, manche grinsten ein bisschen schadenfreudig, und sagten: „Oh der arme Bauer, jetzt ist sein einziges Pferd weggelaufen. Jetzt hat er kein Pferd mehr, der Arme!“
Der Bauer hörte das wohl und murmelte nur: „Wer weiß?!“

Ein paar Tage später, sah man morgens auf der Koppel des Bauern das schöne Pferd, wie es mit einer wilden Stute im Spiel hin und herjagte: sie war ihm aus den Bergen gefolgt. Gross war der Neid der Nachbarn, die sagten: „Oh, was hat der doch für ein Glück, der Bauer!“
Aber der Bauer sagte nur: „Wer weiß?!“

Eines schönen Tages im Sommer stieg der einzige Sohn des Bauern auf das Pferd, um es zu reiten. Schnell war er nicht mehr alleine, das halbe Dorf schaute zu, wie er stolz auf dem schönen Pferd ritt. „Aah, wie hat der es gut!“ Aber plötzlich schreckte das Pferd, bäumte sich auf und der einzige Sohn des Bauern fiel hinunter und brach sich das Bein. Und die Nachbarn schrien auf und sagten: „Oh, der arme Bauer, sein einziger Sohn! Ob er jemals wieder wird richtig gehen können? So ein Pech!“
Aber der Bauer sagte nur: „Wer weiß?!“

Einige Zeit später schreckte das ganze Dorf aus dem Schlaf, als gegen Morgen ein wildes Getrappel durch die Strassen lief. Die Soldaten des Herrschers kamen in das Dorf geritten und holten alle Jungen und Männer aus dem Bett, um sie mitzunehmen in den Krieg. Aber der Sohn des Bauern konnte wegen seinem gebrochenen Bein nicht mitgehen. Und so mancher saß daheim und sagte: „Was hat der für ein Glück!“
Aber der Bauer murmelte nur: „Wer weiß?!“

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Wir alle kennen Situationen, in denen wir beim besten Willen nichts Positives erkennen können.
Doch jedes noch so große Problem hat auch immer eine andere Seite. Und diese gilt es zu betrachten.

Dafür empfiehlt es sich, die übliche Denkweise mal kurz anzuhalten und sich zu fragen:

– was ist wirklich passiert?
– ist das Problem wirklich so groß, wie ich es mir vorstelle bzw. ausmale?
– kann ich es auch von einer anderen Seite betrachten?
– welche Vorteile kann ich in der neuen Sichtweise erkennen?
– welche neue Möglichkeiten ergeben sich dadurch für mich?

Eine andere Sichtweise verändert unser Leben. Das klingt erstmal einfach und banal. Ist es aber nicht.

Unser Denken bestimmt hauptsächlich unsere Entscheidungen, unser Verhalten, unser Handeln.
Nachdem wir die Situation aus einem objektiven Abstand betrachtet haben, folgt in der Regel der Durchblick und daraus ergibt sich im besten Falle ein Weitblick. Wir sehen mehr und wir sehen anders.
Wir sehen über den berühmten Tellerrand hinaus.

Und durch diese Veränderung des Sehens entsteht letztendlich persönliches Wachstum.

Betrachten wir die Welt mit anderen Augen!
„Wer weiß?!“ 😉