#KaffeeSatz Nr. 110

– Ist es wahr?
– Ist es nötig?
– Ist es gütig?

Bestimmt kennst Du die Geschichte von den drei Sieben des Sokrates. Ich denke, viele Menschen haben sie schon ein- oder mehrmals gelesen. Ich lese sie immer wieder gerne, weil sie mich daran erinnern, was Worte, vor allen Dingen böse und verleumderische Worte, bewirken können.

💬

Ein Mann rannte auf Sokrates zu.
„Sokrates, Sokrates! Weißt Du, was ich gerade über einen Deiner Schüler gehört habe?“

„Warte einen Moment“, sagte der Philosoph. „Bevor Du mir davon erzählst, möchte ich, dass Du einen kleinen Test machst, den ich ‚die drei Siebe’ nenne.“

„Die drei Siebe?“„Ja. Bevor Du aussprichst, was Du sagen willst, prüfe es. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast Du absolut sichergestellt, dass es wahr ist, was Du mir erzählen willst?“

„Äh, naja, nein … ich hab eigentlich nur davon gehört.“

„Gut. Du weißt also nicht, ob es wahr ist oder nicht. Lass uns zum zweiten Test kommen. Das Sieb der Güte. Ist, was Du mir über meinen Schüler erzählen willst, etwas Gutes?“

„Nein, im Gegenteil.“

„Aha, Du willst mir also etwas Schlechtes über meinen Schüler erzählen, obwohl Du nicht weißt, ob es wahr ist.

“Der Mann zuckte die Schultern. Er wirkte inzwischen etwas betreten.

Sokrates fuhr fort: „Vielleicht besteht das, was Du mir sagen willst, ja den dritten Test. Das Sieb der Nützlichkeit. Ist, was Du mir mitteilen möchtest, hilfreich für mich?“

„Also … nein, nicht wirklich.“

„Wenn es weder wahr ist, noch gut oder zumindest nützlich, warum solltest Du es mir dann überhaupt erzählen?“

Der Mann verstummte, er schämte sich und ging fort.
Er hatte verstanden.

🪶

Worte, erstmal gesprochen, sind wie Federn, die Du aus einem Kissen ausschüttelst, Du kannst versuchen, sie wieder einzusammeln, aber es ist unmöglich, da der Wind sie längst davongetragen hat.

Genauso unmöglich ist es den Schaden wiedergutzumachen, den wir durch unsere Worte angerichtet haben.

Die Botschaft ist klar: was einmal gesagt worden ist, kann nicht wieder zurückgenommen werden. Und die entstandenen Verletzungen lassen sich vielleicht nie wieder ganz heilen.

Sind wir versucht, negatives Gerede weiterzuerzählen, dann halten wir uns vor Augen, dass wir gerade im Begriff stehen, Federn im Wind zu verstreuen.