#KaffeeSatz Nr. 104

Ich mag verdammen, was du sagst,
aber ich würde mein Leben dafür einsetzen,
dass du es sagen darfst.

Voltaire

Nun bin ich seit einer Woche wieder auf den „sozialen Plattformen“ unterwegs und ehrlich gesagt, ziemlich entsetzt über den Umgangston, der hier teilweise herrscht.

Vielleicht ist mir das vorher nicht so aufgefallen oder es hat sich zwischen Weihnachten und Neujahr verschlimmert.

Aber was ich hier teilweise an Kommentaren lese, ist – mit Verlaub gesagt – unter aller Sau.

Alles andere als sozial… sorry, das ist asozialer Umgang auf (angeblich) sozialer Plattform.

Was soll das? Und was soll das werden?

Nochmal kurz zur Erinnerung: in einer Demokratie darf jeder Mensch seine Meinung äußern, ob sie uns nun gefällt oder nicht. Punkt!

Er kann sich an die Straßenecke stellen und seine Meinung sagen, er kann sie im WorldWideWeb kundtun und er kann sie schriftlich mitteilen. Wie und was immer er möchte!

Und wir für uns haben die Wahl:-

  • Wir können uns diese Meinung anhören oder nicht!
  • Wir können darüber nachdenken oder nicht!
  • Wir können sie versuchen zu widerlegen oder es sein lassen!
  • Wir können endlos darüber diskutieren oder nicht!

Nur eines sollten wir bitte nicht tun: Uns hinstellen und ihn als den dümmsten Menschen der Welt bezeichnen, nur weil er nicht unserer Meinung ist.

Denn was passiert, wenn Menschen mit verschiedenen Meinungen sich gegenseitig diffamieren und beleidigen? Die Spaltung unter uns wird immer größer.

Und genau um diese Spaltung geht es. Wir sind eine gespaltene Nation (gilt übrigens für andere Länder auch). Wir sind wieder mal unterteilt in WIR und DIE ANDEREN. Die Kluft ist riesig.

Leute, bitte: wir sollten so miteinander umgehen, dass wir uns danach gemeinsam wieder zusammenraufen und in die Augen sehen können.
Menschen brauchen Menschen. Wir können nicht für immer in getrennten Lagern leben.

***

Und was passiert eigentlich, wenn man einem Menschen wirklich sagt, wie dumm man ihn findet.
Ist es tatsächlich schon mal vorgekommen, dass jemand daraufhin seine Meinung geändert hat, nachdem er beschimpft und verunglimpft wurde?
Hat er sich wirklich gedacht: „Oh, XY hat gesagt, ich sei dumm, da muss doch etwas Wahres dran sein. Ich ändere jetzt meine Meinung, damit er gut von mir denkt.“?
Ganz sicher nicht. Die einzige (nachvollziehbare) Reaktion wird genau das Gegenteil sein: „Der hat mich beleidigt, das ist kein Mensch, dessen Nähe und Meinung mir wichtig ist.“

End’ vom Lied: Die Spaltung und die Distanz wird immer größer.

Wir versuchen, unseren Kindern zu vermitteln, wie schlimm und gefährlich Mobbing und CyberMobbing sind, tun aber nichts anderes im Netz.

Natürlich dürfen wir denken, dass der andere nicht die hellste Kerze auf der Torte ist. Aber das gehört bitte nicht ins Netz.

Zumal es 1.) sowieso nichts an der Situation oder dem Menschen ändert und 2.) würden wir ihm das im privaten Leben vermutlich auch nicht sagen.

Ich wünsche mir in diesen schwierigen Zeiten, dass uns der gegenseitige Respekt und die Würde nicht abhanden kommen. Wir brauchen sie noch.

Wir sind alle menschliche Wesen, mit mehr oder weniger großen Ängsten und Sorgen und mit grundverschiedenen Meinungen. Diese gilt es zu respektieren!

Vielleicht können wir uns auf eine humanere Haltung untereinander einigen, im Sinne von:

„Ich bin anderer Meinung als Du, aber ich schätze Dich als menschliches Wesen und gestehe Dir die gleichen Rechte zu, wie mir und allen anderen auch.“