Kraft(W)Ort Nr. 16

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Bild: pixabay

Urteile nie über einen Menschen,
bevor du nicht tausend Schritte
in seinen Schuhen gegangen bist.

– Indianische Weisheit –

Zack!! Man kann ja gar nicht so schnell gucken, wie schnell doch so ein komisches Urteil um die Ecke gezischt kommt und hartnäckig an einem haften bleibt, wie ein klebriges Bonbon.

Und meistens ist es nicht allein, so ein Urteil, da gibt es nämlich leider mehrere von diesem Stamme „Urteil“:
das Urteil
das Be – urteilen
das Vor – urteil
und das Ver – urteilen

Es fängt schon im jüngsten Alter an, wenn Kinder in der Schule beurteilt werden, bzw. ihre Leistungen, ihr Verhalten und ihre Mitarbeit. Und das Schlimmste dabei ist, sie werden im Vergleich zu anderen beurteilt.

Kinder sind aber, wie alle Menschen übrigens, sehr unterschiedlich talentiert. Das eine Kind rechnet sehr gut, das andere ist ein großartiger Turner, das andere ein begabte Malerin oder Musikerin. Das eine Kind ist still und in sich gekehrt, das andere ein temperamentvolles Energiebündel. Und: jedes Kind lernt auf seine Art und Weise. Da gibt es meines Erachtens nichts zu beurteilen.

Schule verstehe ich als Institution, die neugierig auf Wissen machen sollte und sonst nichts. Aber das ist ein ganz eigenes, spezielles Thema, zu dem ich mich vielleicht bei einer anderen Gelegenheit in Rage schreiben kann.

Vorurteile tauchen blitzschnell auf, wenn unser Unterbewusstsein sich an alte, überholte Glaubenssätze erinnert: „Ach nee, der Frau traue ich nicht, die hat ja rote Haare. Da muss man vorsichtig sein.“
Oder „Der Typ ist ja so dick, den überhole ich garantiert beim Marathon.“

Beispiele für Vorurteile gegenüber gewissen Nationalitäten oder Glaubensrichtungen verkneife ich mir hier bewusst, diese werden gerade im Moment sehr leidenschaftlich ausgelebt. Leider.
Vorurteile sind vorgefertigte Meinungen, die keinen Bestand und kaum Wahrheitsgehalt haben und die vorher weder abgeklärt noch abgewogen wurden.

Verurteilen – „Wie kann man sein kleines Kind nur zu einer Tagesmutter geben? Was für eine Rabenmutter.“ Wissen wir etwas über die Gründe und Hintergründe über die Entscheidung dieser Mutter?
Wissen wir, wie es um ihre Finanzen, ihre Ehe oder andere familiären Hintergründe steht?

Ein Urteil – und zwar nicht im juristischen Sinne – fällen wir, wenn wir jemand nach unseren eigenen Maßstäben bewerten, nach Maßstäben, die nur für uns selbst, den ‚Beurteiler‘ gelten.
„Mein Freund hat mich um 1.000 € betrogen, er ist ein schlechter Mensch.“
Ach, ist er das? Natürlich ist der Betrug hässlich, aber weißt Du, wofür er das Geld gebraucht hat?
Ist er nun wirklich für immer und alle Zeiten ein schlechter Mensch?

Hinter jedem (Vor/Be/Ver)-Urteil einem Menschen gegenüber gibt es eine Geschichte, seine Geschichte, die du nicht kennst.

Menschen sind Menschen, überall auf der Welt und jeder geht seinen eigenen, mehr oder weniger steinigen Weg. Nehmen wir etwas Rücksicht aufeinander und versuchen neugierig, unbedarft und respektvoll miteinander umzugehen.

Und ja, wir sind alle Menschen und Menschen machen Fehler. Niemand ist davor gefeit, dass ihm nicht doch das ein oder andere Vorurteil ‚rausrutscht. Aber vielleicht ist es möglich, die Irrtümer im eigenen Kopf mit Bedacht zu äußern, wenn überhaupt. Es wird zu viel und zu schnell nachgeplappert.

Also, wenn Du Dich gerade mit allen möglichen Urteilen Deiner Mitmenschen konfrontiert siehst oder selbst zu schnell mit deinen Urteilen um Dich wirfst und anderen damit wehtust, sollten wir darüber sprechen, um die Hintergründe und mögliche Lösungsansätze dafür herauszufinden.

Ich freue mich über Deine Nachricht 🙂