#KaffeeSatz Nr. 117

Alles kann!
Nichts muss!

Meine Freundin erzählte mir gestern von einer Kollegin, die vor Kurzem in Rente ging und ein neues Lebensmotto für sich entdeckt hat: Alles kann, nichts muss! Alles kann am Tag geschehen, muss aber nicht.

Das hat mir sehr gut gefallen, allerdings fragte ich mich gleichzeitig, wieso muss man für so eine Lebenseinstellung erst in Rente gehen? Kann man diese nicht auch vorher anwenden?

Müssen wir wirklich soviel, wie wir glauben?

Ich hatte die Vorstellung, dass dieses arme kleine Wörtchen „muss“ ganz schön oft strapaziert wird.
Dass es schon ganz erschöpft davon ist, dass so viele Menschen es dauernd benutzen, obwohl es in manchen Fällen vielleicht gar nicht nötig wäre.

Dauernd sagen die Leute: „Ich muss dies und ich muss noch schnell das!“
Sie schreiben sich ToDo-Listen, auf denen steht, was sie alles noch erledigen müssen.

Das arme Wörtchen „muss“ fragt sich, ob es tatsächlich so oft benutzt werden muss.
Müssen die Menschen wirklich so viel?
Oder glauben sie nur, dass sie so viel, so dringend erledigen müssen.

Es fragt sich, ob man wirklich immer am Samstag das Auto waschen oder die Straße kehren muss.
Warum nicht an einem anderen Tag oder muss das wirklich jede Woche sein?

Muss man wirklich der nervigen Tante immer gleich antworten oder hat es auch mal Zeit bis morgen?

Muss man wirklich immer die Hausaufgaben der Kinder kontrollieren oder kann man es auch sein lassen und dem Lehrer überlassen?

Das arme, erschöpfte Wörtchen „muss“ hätte so gerne mal etwas Entlastung.
Vielleicht könnte man es ja mal austauschen in „darf“ oder „werde“ oder „möchte“ oder „will“.
Das hört sich schon viel besser und leichter an, nicht wahr?

Was muss man tatsächlich?

Man muss essen, trinken, schlafen.

Ja klar, man muss auch arbeiten, um Geld zu verdienen. Hier könnte man allerdings „muss“ auch gerne durch „darf“ austauschen. „Ich darf arbeiten – schließlich wäre es für manch’ anderen ein Privileg arbeiten zu dürfen.“

Was müssen wir wirklich?

Erschöpfung, Stress und Krankheiten entstehen oft durch selbst auferlegten Druck.
Am Ende des Tages sind wir vielleicht froh und erleichtert alles erledigt zu haben, aber richtig glücklich macht das nicht.

Natürlich spricht nichts gegen einen gut strukturierten und organisierten Tag, die Wenigsten von uns können einfach nur so in den Tag hinein leben.
Aber wieviel ist wirklich davon nötig?

Könnte man von 10 ToDo-Punkten vielleicht 4-6 Punkte in „ich darf“ oder „ich möchte“ ändern?

Nimm Druck raus, schaue Dir Deine ToDo-Liste mal genauer an und frage Dich, welche Muss-Punkte Du in „muss nicht unbedingt“-Punkte oder in „es kann und darf“-Punkte, umwandeln könntest.

Oder, wie wäre es, wenn Du aus „muss tun“ in „mit Muße tun“ verwandeln würdest, etwas mit Muße tun, freiwillig, genüsslich und gemütlich.

Einfach etwas geschehen lassen. Alles kann geschehen, aber nichts muss …

😇