#KaffeeSatz Nr. 48

Frage: Was würdest Du tun, wenn es nicht perfekt sein müsste?
Antwort: Eine ganze Menge mehr als jetzt.

Und damit bin ich bei einem Herzensthema von mir:
dem Perfektionismus! Er grassiert schlimmer als jede Grippewelle und schwächt viele Menschen.

Eine Freundin erzählte mir, dass sie letzte Woche einen Tango-Kurs besucht hat. Sie hatte bereits in Argentinien das Vergnügen, diesen Tanz auszuprobieren und wollte ihre Fähigkeiten verbessern.
Wir dürfen also durchaus von einer Art Leidenschaft ausgehen. Bedeutet, sie hatte wirklich Lust darauf und wurde von niemand gezwungen oder überredet. Dies nur zur Klarstellung vorneweg!

Auf dem Weg zum Tanz-Studio machte sich bereits Widerstand bemerkbar.
„Ich finde keinen Parkplatz, was mach ich hier überhaupt und ich kann das sowieso nicht, ich fahre wieder nachhause.“
Kurz bevor sie aufgab, wurde selbstverständlich ein Parkplatz frei und sie ging, begleitet von ihrem Widerstand, in den Kurs.

Während der Tanzstunde hatte sie durchaus Spaß, fand aber, dass sie „Tango-Legasthenikerin“ sei. 🤔
Man beachte: sie hatte einen Anfängerkurs(!) gebucht und stellte nach einer Stunde (!) fest, dass sie kein Talent dafür hat und es auch nicht perfekt kann. 🙄
Also gab sie den Plan wieder auf und teilte mir mit, dass sie da nicht mehr hingeht.

Ich gab ihr Recht! Also entweder man fängt etwas an und ist schon nach 1–2 Stunden perfekt, oder man lässt es sein. Schließlich waren alle anderen Teilnehmer schon von Anfang an perfekt. Außerdem ist sie auch schon zu alt, zu steif und zu unmusikalisch dafür. 

Und wenn man es nicht gleich perfekt macht, dann lieber gar nicht!

Ich finde, sie sollte diese Aktion einfach lassen. Bringt nix, vielleicht hätte sie sogar noch Spaß am „Nicht-perfekt-sein“. Nicht vorzustellen 🙄🤔
(*Provokativer Modus: aus 😉)

*****

Die Schriftstellerin Tillie Olsen bezeichnet Perfektionismus ganz richtig als „zerstörerisches Messer“. Perfektionismus ist der Feind des Fortschritts und der Weiterentwicklung.
Perfektionismus hat nichts damit zu tun, etwas gut hinzubekommen, zu korrigieren oder Anforderungen an sich zu stellen. Er ist die Weigerung voranzugehen.

Perfektionismus schwächt und verleitet uns dazu, uns in Details zu verbeißen und dadurch den Genuss am Ganzen zu verlieren.

Statt frei zu sein und uns Fehler zu gestatten, verlieren wir uns im Bemühen alle Einzelheiten richtig hinzubekommen.

Dauernde Korrektur und Kritik macht Originalität zur Uniformität. Es fehlen dabei Leidenschaft und Spontaneität. Letztendlich strebt der Perfektionist danach, genau so zu sein, wie andere und noch besser. Aber genau so wie andere zu sein, ist nicht originell und authentisch. Dann sind wir nicht mehr wir selbst.

Perfektionismus ist auch nicht die Suche nach dem Besten, er ist die Beschäftigung mit dem Schlechtesten in uns. Dem Teil, der uns sagt, dass nichts von dem, was wir tun jemals gut genug sein wird. Statt den Prozess zu genießen, bewertet der Perfektionist unablässig das Ergebnis.
Der innere Kritiker ist unangefochtener Herr im Haus des Perfektionisten.

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Folgende Sätze sind erprobte Mittel gegen den hartnäckigen Perfektionisten-Virus:

– Wow, das ist ziemlich gut. Ich lasse das jetzt so.
– Das sind jetzt keine 100%, aber 80% reichen vollkommen aus.
– Ich gebe immer mein Bestes und das heißt, ich tue das, was mir unter den gegeben Umständen möglich ist.
– Ich bin nicht perfekt! Ich bin einzigartig!

Wenn Du herausfinden möchtest, woher Dein Perfektionisten-Virus herkommt und wie Du ihn wieder los wirst, dann lass‘ uns das gemeinsam herausfinden und nimm‘ Kontakt zu mir auf: https://brigitte-ciraudo.de/kontakt/ 

PS: Und meiner Freundin sende ich hiermit meine herzlichsten Grüße mit Al Pacino’s Worten aus dem Film ‚Der Duft der Frauen’:

„If you get all tangled up, just tango on!“

(Für das Zitat habe ich leider keine „perfekte“ deutsche Übersetzung hinbekommen! Deswegen lasse ich es jetzt so 😅)

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